Der nachfolgende Artikel ist ein Erlebnisbericht über unsere Rundreise durch den tschechischen Landesteil Böhmen, der die größte Fläche im heutigen Tschechien einnimmt und im Nordosten an Polen grenzt, im Süden an Österreich und im Westen an die deutschen Bundesländer Bayern und Sachsen.
Inhalt: Rundreise durch Böhmen | Böhmisch Krumau | Böhmisch Budweis | Prag | Pilsen | Böhmische Küche |
Eine Rundreise durch Böhmen
In Böhmen befinden sich die meisten der sehenswerten Städte und Sehenswürdigkeiten Tschechiens, allen voran die Hauptstadt Prag. Als vergleichsweise kleines Binnenland lässt sich Tschechien in wenigen Tagen erkunden und entdecken, hat aber auch genügend Potenzial für einen längeren Urlaub. Wer an Tschechien denkt, hat sicherlich die berühmten Bauwerke Prags vor Augen, insbesondere die Karlsbrücke oder die Prager Burg. Doch Tschechien ist weit mehr als die Hauptstadt Prag und das beweist der nachfolgende Erlebnisbericht mit den schönsten Bildern unserer Rundreise durch Böhmen.
Wer noch den Zustand der Gebäude in Osteuropa kurz nach der Wende 1989 gesehen hat, konnte sich wenig später vor Staunen über die herrlich restaurierten Fassaden in Tschechiens Städten kaum beherrschen. Nur stellenweise konnte man auch noch die Reste der alten Vergangenheit entdecken.
Da die meisten Städte in Tschechien sehr kompakt sind und eher die Größe einer Kleinstadt haben, sind die Füße das beste Fortbewegungsmittel, wenn man die kleinen Straßen und Gassen der Altstädte genießen will. Dies hat auch den Vorteil, dass man quasi nach jeweils 100 Schritten in ein Gasthaus, Kneipe oder Restaurant einkehren kann, um ein Bier oder die böhmische Küche zu kosten.
Alles in allem haben wir Tschechien als sehr sauberes, natürliches und günstiges Reiseland kennengelernt, das immer wieder einen Besuch wert ist. Ausgezeichnet waren die vielen Angebote im Bereich der Gastronomie, wobei der Service regelmäßig freundlich und zuvorkommend war. Nur in Prag gab es einzelne negative Erinnerungen.
Von München über Passau nach Böhmisch Krumau
Für unsere Rundreise durch Böhmen wählten wir die Kleinstadt Böhmisch Krumau (Český Krumlov) an der Moldau nahe der Grenze zu Bayern als Startpunkt aus. Viele bezeichnen Krumau sogar als die (Český Krumlov) unterhalb des Schlosses Krumau eine enge Schleife und bietet so unzählige malerische Motive mit den historischen Gebäuden der Stadt, in deren Restaurierung seit 1989 viel, viel Geld investiert wurde.
An manchen Stellen konnte man noch den ursprünglichen Zustand aus den Zeiten des Sozialismus in Tschechien erkennen. Noch auffälliger als die wunderschöne und gut erhaltene Altstadt von Böhmisch Krumau (Český Krumlov) und das Schloss waren jedoch die vielen Asiaten, insbesondere aus China, Japan und Korea, die scharenweise durch die Stadt strömen und so manchen Stau in den engen Gassen verursachten.
Das Schloss in Böhmisch Krumau (Český Krumlov) ist nach der Prager Burg die zweitgrößte mittelalterliche Anlage in Tschechien, deren barockes Schlosstheater aufgrund ihres Originalzustandes weltweit einmalig ist. Ebenso einmalig ist eine Pause am Ufer der Moldau, entweder mit einem Glas Bier oder etwas Süßem in der Hand, während Touristen mit dem Kanu oder Kajak durch die Altstadt fahren.
Von Böhmisch Krumau nach Budweis
Nächste Station auf unserer Rundreise durch Böhmen war die Stadt Budweis (České Budějovice), die man vor allem wegen ihrer Brauerei und der weltweit bekannten Biermarke Budweiser kennt.
Böhmisch Budweis (České Budějovice) ist nicht nur das wirtschaftliche Zentrum in Südböhmen, sondern auch eine überraschend sehenswerte Stadt, die aber vor allem wegen ihrer Brauerei weltberühmt geworden ist. Lohnenswert war vor allem die attraktive Altstadt rund um den überdimensionalen Rathausplatz, die sich auf einer Halbinsel am Zusammenfluss von Moldau und zwei anderen Flüssen befindet und zahlreiche Restaurants mit traditioneller böhmischer Küche besitzt.
Natürlich trinkt man hier vorwiegend und am liebsten ein heimisches Original Budweiser aus dem Fass, Ein typisches Gericht der böhmischen Küche ist Schweinebraten mit böhmischen Knödeln und Kraut, wobei ich normalerweise definitiv nicht zu den Fans von Sauerkraut gehöre. Im Gebäude der historischen Budweiser Fleischbänken – heute das Restaurant Masné krámy – habe ich den besten Schweinebraten mit böhmischen Knödeln und Kraut gegessen.
Drei steinerne Masken am Dach des Gebäude in der Krajinská 13 zeigen das Baujahr 1531, in dem die ehemaligen Budweiser Fleischbänke errichtet wurden. Es ist ein lang gezogenes Gebäude mit einem kirchenartigen Grundriss, wobei die hohe Mittelhalle von zwei seitlichen, niedrigeren Nebenfallen flankiert wird. Noch schöner zeigt sich diese kirchenartige Struktur im Inneren, wo die hohe Mittelhalle und die seitlichen Nebenhallen beim Betreten des Restaurants sofort auffallen. Hier werden ausschließlich typische Gerichte der Böhmischen Küche angeboten, u.a. auch Schweinebraten mit böhmischen Knödeln und Sauerkraut, das hier ausgesprochen lecker geschmeckt hat.
Einen grandiosen Ausblick über Budweis und die Umgebung bietet die Aussichtsterrasse im Schwarzen Turm, der sich neben der St.-Nikolaus-Kathedrale befindet und einst als Glocken- und Wachturm diente.
Von Budweis nach Prag
Höhepunkt jeder Rundreise durch Böhmen ist ohne Zweifel Tschechiens Hauptstadt Prag, deren Geschichte bis ins 10. Jahrhundert zurückreicht, als die ersten Siedlungen am Ostufer der Moldau gegründet wurden.
Zahlreiche Sehenswürdigkeiten in Prag stammen noch aus der ruhmreichen Phase des 14. Jahrhunderts, als Karl IV. u.a. die Karlsbrücke über die Moldau errichten ließ, die auch heute noch zu den schönsten Brücken der Welt zählt. Auch der Beginn der Bauarbeiten an dem Veitsdom inmitten der Prager Burg fällt in diese Zeit. Alle Sehenswürdigkeiten in Prag im Detail hier zu beschreiben, würde den Rahmen sprengen, aber zum absoluten Pflichtprogramm gehören neben der Prager Altstadt, der Karlsbrücke und der Prager Burg auch der Aussichtsturm auf dem grünen Petrin-Hügel oberhalb des Stadtteils Kleinseite.
Es gibt zwar zahlreiche Aussichtspunkte und Türme in der Stadt, aber der Ausblick von diesem Aussichtsturm übertrifft alles, was ich bisher gesehen habe. Ansonsten kann ich in Prag nur empfehlen, sich von der Zahl der Sehenswürdigkeiten nicht unter Druck setzen zu lassen und auch das Flair der Restaurants, Cafés und Kneipen in den kleineren Gassen und Straßen in aller Ruhe zu genießen.
Von Prag nach Pilsen
Zum Abschluss und als Zwischenstation auf der Heimfahrt von Prag nach München diente die Stadt Pilsen (Plzeň) im westlichen Böhmen, wo der Braumeister Josef Groll aus Bayern im Jahre 1842 erstmals das berühmte Pilsener braute.
Für jeden Bierliebhaber ist die Stadt Pilsen im böhmischen Teil von Tschechien sozusagen eine Pilgerstätte, aber auch für die anderen lohnt sich ein Besuch. Immerhin ist Pilsen eine der schönsten Städte in Tschechien, erst kürzlich zur Europäischen Kulturhauptstadt gewählt. Die Stadt wurde im Jahr 1295 von König Wenzel II. gegründet und ist nach europäischen Maßstäben eher eine Kleinstadt, aber in Tschechien immerhin viertgrößte Stadt des Landes. Musik-, Theater- und Filmfestivals in Pilsen sorgen dafür, dass es immer reichlich Gelegenheiten gibt, um das eine oder andere Pils aus der Heimat zu trinken. Ferner gibt es in Pilsen natürlich auch eine ganze Reihe Bierfeste, um auch den Ruf als bekannte Bierstadt zu erhalten.
Das Stadtzentrum von Pilsen wird dominiert vom riesigen Marktplatz und der St. Bartholomäus-Kathedrale im gotischen Stil, deren 102 Meter hohe Turm mit Aussichtsplattform einen wunderbaren Ausblick über die Stadt und Umgebung bietet. Von hier oben kann man sogar das weitläufige Gebiet der Brauerei erkennen. Ein weiteres interessantes Gebäude der Stadt ist die Große Synagoge im maurisch-romanischen Stil aus dem Jahre 1893, die drittgrößte Synagoge der Welt.
Pils trinken in Pilsen
Wer nach Pilsen kommt, interessiert sich natürlich vor allem für das Bier und das Pils im Besonderen, das hier noch mit Pferdekutschen durch die Stadt gefahren wird. Im mittelalterlichen Malzhaus in der Stadtmitte befindet sich ein Museum zur Brauereigeschichte, das einen Einblick in die Bierherstellung in Pilsen gibt und einen Rundgang durch einen Teil der kilometerlangen Bierkeller ermöglicht. Die Brautradition in Pilsen reicht zurück bis zu Wenzel II., war aber bis zur Erfindung des ersten Pils durch Josef Groll aus Bayern wenig erfolgreich.
Das Labyrinth aus Bierkellern hat einen Umfang von 20 km und ist auch von der Brauerei Pilsner Urquell zugänglich. Das Areal der Pilsener Urquell AG betritt man durch das berühmte Brauereitor im Empire-Stil aus dem Jahre 1917, das zum 50-jährigen Jubiläum der Brauerei errichtet wurde und im Miniaturformat auch auf den Etiketten der Flaschen abgebildet ist.
Böhmische Küche
Wer in Böhmen unterwegs ist, will im Normalfall auch ein echtes Pils oder tschechisches Lager trinken. Was bietet sich da besser an als das traditionelle Pilsener Bräustüberl in Pilsen, das direkt mit dem Brauereimuseum verbunden ist? Ansonsten lässt man sich in Pilsen am besten von einem Gasthaus zum nächsten treiben, um die Spezialitäten der böhmischen Küche und das berühmteste Bier der Welt direkt an der Quelle zu genießen. Die zweite Brauerei in Pilsen nennt sich übrigens Gambrinus, die sich mit der Pilsner Urquell AG sogar einige technische Anlagen zum Bierbrauen teilt.
Die böhmische Küche ist meist deftig, mit viel Fleisch, Knödel und Kraut, und geprägt von dem, was die Landwirtschaft bereitstellt, also Feldfrüchte aller Art, Gemüse, Pilze und Fleisch, vor allem vom Schwein oder Rind. Auch Wild und Geflügel sind in Tschechien sehr beliebt, insbesondere Ente, Huhn, Fasan und Gans. Dazu passt am besten das typische Pils oder auch das tschechische Lagerbier. Auf der Speisekarte findet man regelmäßig Schweinebraten mit Knödel und Kraut oder Ente mit Knödel und Kraut.
Knödel gibt es in Tschechien in allen Variationen, doch am bekanntesten sind wohl die Böhmischen Knödel, jene in Scheiben geschnittenen Mehlklöße. Aber auch Kartoffel- und Speckknödel habe ich des Öfteren auf der Speisekarten entdeckt, insbesondere in Prag und den anderen typischen Touristenstädten.
Ein weiterer Klassiker ist Lendenbraten (Svíčkové) vom Rind, was ebenfalls ein typisch böhmisches Gericht ist, meist serviert mit einer sämigen Sahnesoße (Svíčková na smetaně) und passierten Gemüse. Nudeln sind in Tschechien eher selten, allenfalls in den Städten wie Prag, wo man inzwischen auch gute italienische Restaurants findet. Die Qualität der Restaurants in Böhmen war überraschend delikat.
Bier in Tschechien
Bei einem Essen in Tschechien darf natürlich eines nicht fehlen: typisch tschechisches Bier. Ein Essen ohne Bier ist in Tschechien ebenso unvorstellbar wie ein Abend in Italien ohne Wein und es wäre doch eine Schande, in Pilsen ein Drei-Gänge-Menü ohne Pils aus der weltberühmten Brauerei Pilsener Urquell zu genießen. Das Gleiche gilt in Budweis, wo das berühmte Budweiser gebraut und weltweit exportiert wird. Beide Biermarken sind auch in Prag anzutreffen, aber hier wird am meisten Bier von Staropramen getrunken. Inzwischen haben die großen Bierkonzerne auch die tschechischen Brauereien aufgekauft und den Markt mehr oder weniger übernommen.